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Intelligenter Ganzjahrestourismus im Zeichen der Sobriété Intellectuelle

Ein nebliger Oktobermorgen. Das Tal liegt still, die Bergspitzen tragen bereits erste Schneehäubchen, doch im Dorf dampfen die Schornsteine behaglich. In der einzigen offenen Pension sitzt ein einzelner Gast beim Frühstück und genießt die Ruhe.

Früher, so erzählt die Wirtin schmunzelnd, wäre um diese Jahreszeit kein Mensch hier gewesen – Nachsaison, tote Saison. Doch heute bleibt ab und zu ein neugieriger Wanderer länger, um das Zwischenspiel der Jahreszeiten zu erleben. Der Gast, ein Städter mit funkelnden Augen, lauscht ihren Anekdoten. Sein Smartphone übersetzt gelegentlich ein Dialektwort, wenn auch holprig, doch wichtiger ist das echte Lachen der alten Dame am Tisch. Hier, in diesem unscheinbaren Gastraum, entsteht etwas Wertvolles: ein kleines Bedeutungsgeflecht zwischen Fremdem und Einheimischer, zwischen gestern und morgen. Beide spüren es. Welche menschlichen Werte und Bedeutungen schaffen wir eigentlich wo, wie und wann – und für wen, für welche Gäste und Einheimische? Diese Frage durchzieht den intelligenten Ganzjahrestourismus wie ein roter Faden. Im Folgenden wollen wir genau diesem nachgehen.

Wo? – Werte im Raum schaffen

Tourismus beginnt mit einem Wo, einem Ort, an dem Menschen sich begegnen. In unserem Fall ist es ein Bergdorf, es könnten aber ebenso gut andere Regionen sein – überall dort, wo Gäste hinkommen, weil es sie dorthin zieht. Doch was macht solche Orte bedeutungsvoll? Bedeutungsräume entstehen, wo Landschaft, Kultur und Begegnungen ineinandergreifen. Ein hochmodernes Skiresort kann beeindruckend sein, doch ein kleines alpines Tal mit seinen Jahresritualen, Holzfassaden und Dorffesten stiftet oft tiefere Erinnerungen. Der intelligente Ganzjahrestourismus erkennt den Wert dieser Authentizität des Ortes. Statt künstlicher Erlebniswelten überall dieselbe Konfektionsware zu bieten, wird das Genius Loci, der Geist des Ortes, behutsam herausgearbeitet. So verwandelt sich beispielsweise der Dorfplatz – im Sommer Treffpunkt der Marktfrauen, im Winter eingeschneites Märchen – in einen ganzjährigen Begegnungsraum. Im Juli lauscht man hier einem Platzkonzert unter Sternen, im November vielleicht einer Erzählrunde im Gasthaus am Platz. Überall laden kleine Details dazu ein, anzukommen: eine Bank mit Aussicht und Anekdote, ein Lehrpfad durch den Wald, der die lokalen Sagen erzählt, eine Hotelbibliothek mit Geschichten der Region.

Nicht zuletzt gehören zu diesen Wo-Dimensionen auch jene Orte, an denen Gäste und Einheimische einander wahrhaftig treffen können. Wo früher Touristen in ihren „Enklaven“ blieben – im Hotelbunker, auf dem offiziellen Panoramaweg – schafft intelligenter Ganzjahrestourismus Überschneidungsflächen. Ein Beispiel: Ein familiengeführtes Berghotel öffnet sein Restaurant jeden Sonntag für alle Dorfbewohner zum Gemeinschaftsbrunch. Wanderer, Skifahrer und Nachbarn sitzen an langen Holztischen bunt gemischt. Man lacht über das Wetter, tauscht Geheimtipps aus. Solche Orte des Dialogs sind Gold wert, denn hier werden die menschlichen Werte greifbar: Gastfreundschaft, Respekt, Neugier, Herzlichkeit. Durch kluge Gestaltung – sei es architektonisch (etwa ein öffentlich zugänglicher Garten beim Hotel) oder organisatorisch (etwa Kulturabende, bei denen lokale Musiker im Hotel spielen) – entstehen Räume, die nicht dem schnellen Profit, sondern dem langfristigen Bedeutungsgewinn dienen. Der Ort selbst erzählt dann Geschichten, bietet Geborgenheit und Überraschung zugleich.

Interessanterweise kann Technologie hier unterstützend wirken, ohne den Raum zu dominieren. In einem Bergmuseum etwa mag eine Augmented-Reality-App das alte Foto der ersten Gipfelbezwinger ins heutige Panorama einblenden – ein Aha-Effekt, der den Besucher staunen lässt und dem Ort zusätzliche Bedeutung verleiht. Doch die App bleibt im Hintergrund: Sie ersetzt nicht den raunenden Bergführer, der im Museum jeden Donnerstag aus seinem eigenen Leben erzählt. Sobriété Intellectuelle, jene intellektuelle Mäßigung im Umgang mit Technik, bedeutet nämlich auch, den Orten ihre analoge Seele zu lassen. Ein intelligenter Ort im Tourismus ist kein vollüberwachtes „Smart Destination“-Terrarium, sondern ein Ort, der mithilfe moderater Technik seine Eigenart unterstreicht.

Es geht darum, digitale Hilfsmittel gezielt einzusetzen, um den Charakter eines Platzes und die dort entstehenden menschlichen Beziehungen zu stärken

– niemals aber, um sie plump zu simulieren oder zu ersetzen.

Wie? – Die Kunst des Maßhaltens

Nach dem Wo fragt sich: Wie gestalten wir Tourismus intelligent und menschlich sinnvoll? Hier tritt das Konzept der Sobriété Intellectuelle deutlich zutage. Dieser Ansatz – ursprünglich aus der Ethik der Künstlichen Intelligenz kommend – bezeichnet

eine Haltung der Besonnenheit und Klarheit im Einsatz von Intelligenz, ob menschlicher oder künstlicher.

Übertragen auf den Tourismus heißt das: Wir nutzen digitale Werkzeuge mit Bedacht, wir vertrauen nicht blind jedem technischen Trend, sondern wahren Maß und Mitte im Interesse echter Erlebnisse. Die Sobriété Intellectuelle ist ein Gegengewicht zur mitunter überschäumenden Technikeuphorie. Sie ruft uns in Erinnerung, dass wir nicht der Versuchung erliegen sollten, jede zwischenmenschliche Regung zu automatisieren oder jedes Problem mit einem Algorithmus lösen zu wollen. Im Klartext: Vermeiden wir die Daten-Trunkenheit und den blinden Technologieglauben – behalten wir einen demütigen, kritischen Geist gegenüber den Verheißungen der KI. Gerade im Tourismus, der vom Menschlichen lebt, wäre es fatal, menschliche Wärme durch kalte Effizienz zu ersetzen.

Aber wie kann diese Mäßigung konkret aussehen? Nehmen wir die omnipräsenten Reise-Apps und KI-gestützten Reiseführer. Ein intelligenter Ansatz wäre, sie als Hilfsmittel zu sehen, nicht als Allheilmittel. Die App kann dem Gast um 15 Uhr empfehlen, doch das Heimatmuseum zu besuchen, weil es gerade regnet – aber sie ermuntert vielleicht zugleich: „Frag doch im Museumscafé die Bäckerin nach dem geheimen Lebkuchenrezept des Dorfs!“ So wird Technik zum Türöffner echter Interaktion. Ein anderes Beispiel: Künstliche Intelligenz könnte Hotels helfen, den Energieverbrauch smart zu steuern oder Muster in der Auslastung zu erkennen. Doch sobriété bedeutet, dass diese KI nicht darüber entscheidet, den letzten menschlichen Rezeptionisten einzusparen. Sie bleibt Werkzeug, die Entscheidung bleibt menschlich. Das Personal im Hotel nutzt KI vielleicht, um Routineaufgaben abzunehmen – etwa Antworten auf häufige Fragen per Chatbot bereitzustellen – während es selbst mehr Zeit für die persönliche Betreuung der Gäste gewinnt. So wird KI moderat genutzt, um Bedeutungsräume zu stärken – ohne den Menschen zu ersetzen.

Die Wie-Dimension umfasst auch die strategische Kunst, Angebote zu gestalten, die im Einklang mit den Werten von Gästen und Einheimischen stehen. Statt pauschaler „Action-Programme“ à la Freizeitpark (die überall gleich aussehen könnten), setzt intelligenter Ganzjahrestourismus auf sorgfältig kuratierte Erlebnisse, die zur Identität des Ortes passen. Das kann ein traditioneller Handwerkskurs sein, ein geführter Kräuterspaziergang mit der Dorfältesten oder ein gemeinschaftliches Projekt, bei dem Urlauber und Bewohner zusammen eine Trockensteinmauer restaurieren. Solche Angebote schaffen Sinn und Verbindung. Künstliche Intelligenz kann hierbei im Hintergrund helfen, indem sie z.B. Besucherinteressen auswertet und passende Vorschläge macht – aber sie diktiert nicht, was Wert hat.

Die Wertschätzung entsteht im Tun selbst, in echter Teilhabe.

Ein wenig augenzwinkernde Skepsis gegenüber allzu viel High-Tech schadet dabei nicht. Stellen wir uns vor, ein Berghotelmanager würde vorschlagen, jedem Gast eine VR-Brille aufzusetzen, damit er bei Schlechtwetter virtuell am Strand liegen kann. Sicher technisch machbar, aber sinnlos im Bergurlaub! Der Kern solcher Überlegungen zeigt uns, worauf es ankommt: das richtige Maß. Besser laden wir die Gäste bei Regen zu einem geselligen Spielenachmittag am Kamin ein – und nutzen vielleicht eine KI-gestützte Übersetzungs-App, damit auch Gäste aus fernen Ländern die Witze oder Tips der Einheimischen verstehen können. So wird Innovation mit Bodenhaftung praktiziert. In diesem Sinne erinnert uns die Sobriété Intellectuelle auch an ein digitales Weniger ist mehr: Man könnte sie als eine Art „lean digital“ bezeichnen – das Motto lautet, mit weniger Technologieeinsatz mehr zu erreichen, indem man auf die menschliche Kreativität baut, ergänzt um gerade so viel KI wie nötig . Mit anderen Worten:

Wir wählen aus der Fülle des Möglichen jene Lösungen aus, die wirklich einen menschlichen Mehrwert für alle bringen, und widerstehen dem Reiz des Selbstzwecks.

Wann? – Zeiten des Reisens, Zeiten des Lebens

Tourismus kennt Hochsaison und Nebensaison – Zeiten, in denen alles pulsiert, und andere, in denen Stille einkehrt. Ein intelligenter Ganzjahrestourismus will die Frage nach dem Wann neu beantworten. Es geht darum, die Aufenthalte zu verlängern und die Saisonalität zu entspannen, ohne jedoch den natürlichen Rhythmus vollends aus den Angeln zu heben. Früher strömten Gäste vielleicht nur im August ins Gebirge und hinterließen im November ein Geisterdorf. Heute versuchen Destinationen, Angebote über das ganze Jahr hinweg attraktiv zu machen . Das heißt nicht, dass 365 Tage im Jahr Vollbetrieb herrschen muss – vielmehr sorgt ein geschickter Wechsel für Balance. Im Frühjahr lockt man etwa Naturliebhaber mit der Krokusblüte auf die Alp, im späten Herbst Künstler zu Workshops ins leerere Tal, im tiefen Winter Genießer zu kulinarischen Wochen. Jede Jahreszeit darf ihre eigene Bedeutung entfalten: der Winter die Gemütlichkeit und Sportbegeisterung, der Sommer die Ausgelassenheit und Abenteuerlust, der Herbst die Besinnlichkeit und Kultur, der Frühling den Neuanfang in der Natur. Indem man Nebensaisons aufwertet statt sie zu erdulden, wird der Tourismusstrom über das Jahr verteilt und damit sanfter – für Umwelt wie Gemeinschaft .

Für die Gäste bedeutet das: Sie können ihre Reisezeit freier wählen und finden immer etwas Besonderes vor. Ein Ganzjahresgast kommt vielleicht gerade wegen der Ruhe im November und bleibt zwei Wochen, statt im Juli nur drei Tage ins Getümmel einzutauchen. Hier zeigt sich ein großer Vorteil: Wer länger bleibt, reist bewusster und intensiver. Die verlängerte Aufenthaltsdauer gibt Raum für echte Verbindungen – man grüßt morgens die gleichen Gesichter, kennt nach einer Woche die Bäckerin und den Wanderführer persönlich. Tourismus-Strategen betonen längst, dass in längeren Aufenthalten enormes Potenzial steckt: Gäste, die intensiver erkunden, länger bleiben und auch außerhalb der Hochsaison reisen, bringen eine bessere zeitliche Verteilung und mehr Wertschöpfung bei geringerem Spitzenandrang . Für die Destination heißt das stabilere Auslastung und weniger extreme Peaks – also Schonung der Infrastruktur und Mitarbeiter, die nicht zwischen Stress und Langeweile pendeln müssen.

Allerdings mahnt die Sobriété Intellectuelle auch hier zur Weisheit: Dauerbelastung ohne Pause tut weder Natur noch Mensch gut. Ein 365-Tage-Betrieb ohne Atempausen könnte die Landschaft abnutzen und die Einheimischen zermürben . Intelligenter Ganzjahrestourismus meint daher nicht, jeden Tag maximal viele Besucher durchzuschleusen, sondern vorausschauende Regie: Vielleicht gönnt man gewissen Angeboten bewusst eine saisonale Ruhephase – die Seilbahn fährt im Hochsommer etwas seltener, um den Bergen Zeit zur Regeneration zu geben, oder das Dorf setzt im März auf Winterschlaf-Atmosphäre, in der auch Gäste eingeladen sind, mal nichts zu tun außer dem Schneeschmelzen zuzuschauen. Hier kann Technik helfen, im Hintergrund die Gästeströme zu lenken, etwa indem Buchungsplattformen sanft Anreize für verschiedene Reisezeiten geben. Doch im Vordergrund steht die Qualität der Zeit:

Ein intelligenter Rhythmus, der alle Beteiligten atmen lässt.

Im Wann schwingt zudem mit, wie wir Zeit an sich im Urlaub begreifen. Der hektische Sightseeing-Tourist von einst jagte im Zwei-Stunden-Takt von Attraktion zu Attraktion. In einem vom Gedanken der Sobriété inspirierten Tourismus nimmt man sich Zeit, und die Erlebnisse dürfen sich entfalten. Ein Gast, der länger bleibt, hat Muße für spontan entstehende Begegnungen – genau jene zufälligen Gespräche am Wegesrand oder Abende in kleiner Runde, die man nicht in Prospekten findet, die aber im Rückblick oft die kostbarsten Urlaubsmomente sind. So gesehen bedeutet Wann nicht nur die Jahreszeit, sondern auch der Zeitraum, den man sich gönnt.

Intelligenter Ganzjahrestourismus ermuntert zur Entschleunigung.

Lieber an einem Ort verweilen und ihn richtig kennenlernen, als in sieben Tagen durch sieben Länder hetzen. Die Langsamkeit wird hier zur Tugend, die Intensität ermöglicht.

Für wen? – Gäste und Einheimische als Mitgestalter

Bleibt noch das Für wen: Wem nützt dieser Wandel, wer soll davon profitieren und wer ist beteiligt? Die einfache Antwort wäre: allen – Gästen wie Einheimischen gleichermaßen. Doch schauen wir genauer hin. Gäste sind nicht alle gleich; es gibt Ruhesuchende, Abenteurer, Bildungsreisende, Familien mit Kindern, digitale Nomaden, Senioren mit Wanderlust, um nur einige zu nennen. Intelligenter Ganzjahrestourismus versucht, „die richtigen Gäste zur richtigen Zeit an den richtigen Ort zu führen“ . Das klingt vielleicht technisch, heißt aber in der Praxis:

Man entwickelt Angebote für jene Besucher, die zum Charakter von Ort und Saison passen.

Beispielsweise werden im goldenen Herbst bewusst Kulturinteressierte angesprochen, die die Stille schätzen und das Erntedankfest erleben möchten. Im Gegenzug finden diese Kulturreisenden hier Gleichgesinnte und ein passendes Umfeld. Die Gäste fühlen sich gemeint und willkommen, nicht wie anonyme Nummern in der Masse.

Mehr noch: Gäste werden idealerweise zu Mitgestaltern ihrer Erfahrung. Die Frage „Für wen?“ lässt sich charmant mit „Mit wem?“ erweitern. Ein Tourist ist kein Paket, das man durchschleust, sondern ein temporäres Mitglied der Gemeinschaft. Dieser Gedanke verleiht dem Begriff Gastfreundschaft eine neue Tiefe. Wenn Besucher als zeitweilige Mitbürger gesehen werden, öffnet sich die Tür zu echter Teilhabe: Sie dürfen hinter die Kulissen blicken, Verantwortung übernehmen (vielleicht beim Dorffest mithelfen), kurzum – sie sind nicht nur Konsumenten, sondern Teilnehmer.

Für die Gäste bedeutet das ein reichhaltigeres Erlebnis; sie nehmen nicht nur Fotos mit, sondern Erfahrungen, die sie persönlich etwas angehen.

Für die Einheimischen wiederum heißt es, dass Gäste nicht mehr als fremde Eindringlinge gesehen werden, sondern als bereichernde zeitweilige Nachbarn. Ein Lächeln, ein echtes Gespräch auf Augenhöhe – plötzlich ist der „Fremde“ gar nicht mehr so fremd.

Die Einheimischen selbst gewinnen ebenfalls auf vielfältige Weise. Wirtschaftlich natürlich, wenn Tourismus klüger verteilt ist: Statt einige wenige Wochen Kasse zu machen und den Rest des Jahres Flaute zu haben, gibt es ganzjährig ein Auskommen. Das stabilisiert Arbeitsplätze und verhindert, dass junge Leute abwandern müssen, weil es daheim nur Saisonjobs gibt . Aber jenseits des Monetären bringt der sinnvolle Tourismus auch immaterielle Werte. Die lokale Kultur – seien es Handwerkstraditionen, Musik, Dialekt oder Brauchtum – erfährt Wertschätzung von außen, was oft dazu führt, dass auch die Bewohner sie wieder stärker schätzen. Wenn Gäste extra anreisen, um dem Maskentreiben beizuwohnen, wächst der Stolz der Dorfgemeinschaft auf dieses Erbe. Es entsteht ein gegenseitiger Lernprozess: Die Besucher lernen von den Einheimischen Authentizität und Lebensart; die Einheimischen bekommen durch die Gäste frische Perspektiven und manchmal auch eine Portion Staunen über das, was für sie selbstverständlich ist. Etwa wenn ein Stadtmensch begeistert davon berichtet, wie einzigartig die Stille der verschneiten Nacht hier oben sei – eine Stille, die dem Einheimischen erst durch die Augen des Gastes wieder bewusst wird.

Technologie spielt im Für wen eine vermittelnde Rolle. Sprachbarrieren lassen sich heute leichter überwinden – eine KI-Übersetzungsapp im Handy erlaubt es der italienischen Wandergruppe, mit der älteren Sennerin ein echtes Gespräch über das Alpleben zu führen, das sonst an Vokabeln gescheitert wäre. Die App spricht, ja, aber die Bedeutung entsteht in den funkelnden Augen, den Händen, die gestikulieren, den gemeinsamen Lachen über Missverständnisse. Hier zeigt sich erneut:

Technik ersetzt nicht das Menschliche, sie ermöglicht es.

Moderat eingesetzt, kann sie Brücken bauen – für wen? Für alle, die zueinander finden möchten. In dem Moment ist egal, wer Gast ist und wer Einheimischer; es sind einfach Menschen, die etwas miteinander teilen.

Natürlich bleibt auch ein Quäntchen heitere Skepsis erlaubt. Nicht jeder Einheimische ist sofort begeistert, wenn das ganze Jahr Besucher im Ort sind. Und nicht jeder Gast will automatisch im Gemeinderat mitreden.

Die Kunst liegt darin, Angebote so zu gestalten, dass Freiräume bleiben.

Wer für sich bleiben will, darf das; wer Anschluss sucht, findet ihn. Ein Dorfcafé mag etwa einen Stammtisch-Treff für alle anbieten – wer möchte, setzt sich dazu, wer nicht, genießt seinen Apfelstrudel still in der Ecke. Wichtig ist, dass die Begegnungsmöglichkeit besteht. Denn letztlich sind es diese freiwilligen Begegnungen, in denen die oben gestellte Leitfrage am schönsten beantwortet wird: Die menschlichen Werte und Bedeutungen schaffen wir gemeinsam, in Freiheit und Offenheit, dort wo Gäste und Einheimische sich wirklich begegnen – mit Herz und Verstand.

Fazit – Poetik der Maßvolles Reisens

Wenn man an jenem nebligen Oktobermorgen aus der warmen Stube der Pension tritt, hat sich der Nebel vielleicht gelichtet. Das Tal liegt klar und friedlich vor einem, als habe es einem etwas zugeflüstert. Intelligenter Ganzjahrestourismus im Zeichen der Sobriété Intellectuelle bedeutet genau dieses Flüstern wahrzunehmen. Es ist die leise, aber beharrliche Stimme der Vernunft und der Menschlichkeit, die sagt:

Reise mit Maß, erlebe mit Sinn, handle mit Herz.

Weder Technikgläubigkeit noch Fortschrittsangst dominieren hier, sondern eine sanfte Balance. Im Geiste eines milden Lächelns erkennen wir die kleinen Absurditäten und großen Chancen des Tourismus: Da sitzt der digitale Nomade mit High-Tech-Laptop vor der Berghütte und schreibt an seinem Post, während neben ihm der Senner geduldig erklärt, wie man Käse rührt. Beide grinsen sich an, als die Hüttenkatze dem Laptop über die Tastatur läuft und eine Zeile Unfug tippt. Technik und Tradition, Mensch und Maschine – hier haben alle ihren Platz, solange sie sich gegenseitig respektieren.

Am Ende ist es wie mit den Jahreszeiten selbst: Jede bringt ihren eigenen Zauber und alles hat seine Zeit. Der intelligente Ganzjahrestourismus orchestriert diese Vielfalt, ohne die leisen Töne zu überdecken. Die menschlichen Werte – Gastfreundschaft, Neugier, Respekt, Gemeinschaftssinn – bilden die Melodie. Die Technologie liefert den Taktstock, aber die Musik spielen immer noch wir Menschen. Für Gäste und Einheimische wird der Tourismus so zu einer gemeinsamen Bühne, auf der das Leben in all seinen Facetten gefeiert wird: mal laut, mal leise, mal komisch, mal nachdenklich.

Liste reflexiver Prompts

Think first! Denke zuerst und lass Dich danach von der KI befragen.

1. Berg – Der Naturraum als Ganzjahresbühne

Meta-Prompt:

„Stell dir den Berg nicht nur als Kulisse für Erlebnisse vor, sondern als Resonanzraum menschlicher Werte. Wie kannst du ihn so denken, dass er Gäste das ganze Jahr über trägt, ohne seine Seele zu verlieren?“

5 Prompts:

  1. Stell dir vor, du bist Wanderer, Skifahrerin, Ruhesuchender – was erwartest du vom Berg? Ein Sportgerät, ein Rückzugsort, ein Lehrer? Welche Bedeutung würdest du ihm zuschreiben?
  2. Wie kannst du die Vielfalt der Jahreszeiten – Winterstille, Frühlingsaufbruch, Sommerfülle, Herbstbesinnung – in Angebote übersetzen, die Gäste bewusst erleben, statt sie zu nivellieren?
  3. Welche Geschichten, Mythen oder Erfahrungen trägt dein Berg in sich – und wie könntest du sie sichtbar machen, ohne sie in bloßes Marketing zu verwandeln?
  4. Wie viel Technik würdest du einsetzen, um den Berg zugänglich zu machen – und wo ziehst du die Grenze, damit die Stille und Ursprünglichkeit erhalten bleibt?
  5. Wie würdest du dir wünschen, dass Gäste deinen Berg erleben – damit er nicht nur wirtschaftlich genutzt, sondern auch als gemeinsamer Wert geschätzt wird?

2. Hotel – Das Haus der Bedeutungen

Meta-Prompt:

„Stell dir dein Hotel nicht nur als Übernachtungsbetrieb vor, sondern als Haus der Geschichten und Begegnungen. Wie kannst du Gäste und Einheimische über alle Jahreszeiten hinweg verweben?“

5 Prompts:

  1. Wenn du dein Hotel führst: Willst du nur Betten anbieten – oder einen Ort, an dem Gäste Bedeutung finden? Was verändert diese Entscheidung?
  2. Welche zusätzlichen Rollen könnte dein Hotel einnehmen – Bühne, Bibliothek, Gemeinschaftsraum – und wie würde das die Aufenthaltsdauer verlängern?
  3. Wie würdest du KI einsetzen, damit sie dein Personal entlastet, aber die Wärme und Menschlichkeit des Willkommens nicht verdrängt?
  4. Welche Spuren im Herzen deiner Gäste möchtest du hinterlassen – und wie könntest du dafür sorgen, dass sie nicht nur Komfort, sondern auch Sinn und Geschichten mitnehmen?
  5. Wenn du deine Mitarbeitenden nicht nur als Dienstleister, sondern als „Bedeutungsstifter“ siehst: Welche Haltung, Ausbildung oder Unterstützung brauchen sie, um diese Rolle erfüllen zu können?

3. Destination – Das Ganze größer als die Summe seiner Teile

Meta-Prompt:

„Stell dir deine Destination nicht als Produkt vor, sondern als lebendige Gemeinschaft von Orten, Menschen und Zeiten. Wie kannst du sie so entwickeln, dass Ganzjahrestourismus zur geteilten Kultur wird – für Gäste wie Einheimische?“

5 Prompts:

  1. Wenn du deine Destination planst: Willst du sie als Erlebnisraum für schnelle Konsumation oder als Bedeutungsraum für langsames Verweilen entwickeln? Was folgt daraus konkret für die Jahresplanung?
  2. Welche Formen von Begegnung zwischen Gästen und Einheimischen würdest du schaffen, damit sie über Saisonzeiten hinaus Bestand haben?
  3. Wie viel Steuerung durch Daten und KI würdest du zulassen, um Besucherströme zu lenken – und wie würdest du verhindern, dass dabei das Erlebnis standardisiert wird?
  4. Welche Geschichten, Rituale oder Feste tragen deine Destination durchs Jahr – und wie kannst du sie bewusst kuratieren, ohne sie zur reinen Eventshow zu degradieren?
  5. Wenn du Gäste als „Bürger auf Zeit“ betrachtest: Welche Rechte, Pflichten und Möglichkeiten würdest du ihnen geben – und wie würde das die Identität deiner Destination verändern?

Du kannst diese Ausgangsprompts in ChatGPT, Copilot... kopieren. Beginne mit "Du bist mein Tourismusexperte. Stelle mir folgende Frage(n) und leite mich durch meine Überlegungen. <obrige Frage(n) einfügen>"

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